Auszeichnung der ersten „Glasfaser-Kommunen“

Der Glasfaserausbau geht voran, auch im ländlichen Raum. Kommunale Beispiele aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Brandenburg zeigen, wie viel Bedeutung den Entwicklungen – und auch der Förderung – zugesprochen wird.

Ausgezeichnet als „echte Glasfaser- Kommune“: Die Glasfaserquote der niedersächsischen Stadt Wolfsburg liegt bei mehr als 90 Prozent. Foto: Adobe Stock/Frank Morgner

Die Städte Wolfsburg (Niedersachsen, 125.000 Einwohner) und Emsdetten (Nordrhein-Westfalen, 36.000 Einwohner) wurden im Februar auf den fiberdays24 als „echte Glasfaser-Kommunen“ ausgezeichnet. Damit sind sie die ersten Kommunen bundesweit, die diesen Titel erhalten haben.

Der Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) verleiht den Titel an Städte und Gemeinden, in denen der Anteil der verfügbaren Glasfaseranschlüsse im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Haushalte und Unternehmen bei mehr als 90 Prozent liegt. In Deutschland lag die Glasfaserquote laut BREKO-Marktanalyse 2023 im Durchschnitt bei 35,6 Prozent. Wolfsburgs Bürgermeister Dennis Weilmann (CDU) betonte: „Eine flächendeckende Breitbandanbindung ist elementar für eine moderne Infrastruktur und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit einer Stadt. Der Glasfaserausbau in Wolfsburg ist daher von entscheidender Bedeutung für die Stadtentwicklung, als Lebens- ebenso wie als Wirtschaftsstandort.“

Oliver Kellner (Die Grünen), Bürgermeister von Emsdetten, strich heraus, was die Auszeichnung bedeutet: „Wir sehen uns auf dem Weg, optimale digitale Rahmenbedingungen für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Unternehmen in Emsdetten zu schaffen, bestätigt.“

Interkommunaler Zusammenschluss

In Hessen – im Kreis Bergstraße – haben sich zehn Kommunen bereits 2011 im Interkommunalen Breitbandnetz (IKbit) zusammengeschlossen – mit dem Ziel, bis Ende 2028 rund 7200 Haushalte und Unternehmen ans Glasfasernetz anzuschließen. Dafür hat das IKbit eine Förderzusage über insgesamt rund 52 Millionen Euro von Bund und Land erhalten. Den Förderbescheid des Landes über 23 Millionen Euro übergab die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus Anfang Februar an die Bürgermeister der IKbit-Kommunen.

Zum IKbit gehören die Kommunen Abtsteinach, Birkenau, Fürth, Gorxheimertal, Grasellenbach, Heppenheim, Lindenfels, Mörlenbach, Rimbach und Wald-Michelbach. Die Abwicklung erfolgt durch den Eigenbetrieb IKbit der Gemeinde Fürth (10.000 Einwohner). Bei der Vorbereitung und Umsetzung des Projektes sowie der Beantragung der Fördermittel wurde IKbit zudem von der Kommunalbetreuung der Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) und dem hier angesiedelten, durch das Land Hessen geförderten regionalen Breitbandberater unterstützt.

Volker Oehlenschläger (CDU), Bürgermeister von Fürth, betont: „Der flächendeckende Glasfaserausbau in ländlichen Gebieten wird durch die Förderung von Bund und Land überhaupt erst ermöglicht. Die Förderquote des Landes Hessen von 40 Prozent ist im Ländervergleich hoch, was uns sehr hilft.“

Ohne Förderung geht es nicht

Auch der Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg legt großen Wert darauf, den flächendeckenden Gigabitausbau mit Glasfaser voranzutreiben. Mehr als 18 Prozent der Haushalte verfügen laut Landratsamt bereits über diesen Standard, der überwiegende Teil der Bevölkerung könne immerhin auf 100 Mbit/s im Download zurückgreifen. Um weiter voranzukommen, setzen auch die Kommunen im Kreis Elbe-Elster auf finanzielle Unterstützung durch Bund und Land.

So überreichte Mitte Februar der Bundestagsabgeordnete Knut Abraham einen Fördermittelbescheid zum Glasfaserausbau über rund 38 Millionen Euro an Landrat Christian Jaschinski und an Michael Stawski (parteilos), Bürgermeister der Stadt Schönewalde. Das Land Brandenburg kofinanziert zudem das Projekt des Bundes, so dass der Landkreis Elbe-Elster für den Ausbau keine Eigenmittel einsetzen muss.

Die Förderung kommt 7009 Adressen in den Gemeinden Schönewalde, Crinitz, Doberlug-Kirchhain, Fichtwald, Herzberg (Elster), Hohenbucko, Kremitzaue, Lebusa, Schlieben und Sonnewalde zugute und macht dort den Ausbau möglich – zuvor wollte dort im nördlichen Teil des Kreises kein Telekommunikationsunternehmen den Glasfaserausbau eigenwirtschaftlich realisieren. Landrat Stawski betont die Bedeutung der verbesserten Breitbandverfügbarkeit: „Um als Wohn- und Lebensstandort attraktiv zu sein, muss heutzutage auch ein funktionierendes Internet geboten werden. Das wird nun durch die Förderung möglich.“ Mit dem ersten Zuwendungsbescheid kann der Landkreis jetzt das Ausschreibungsverfahren starten, um dann ein Telekommunikationsunternehmen für den Glasfaserausbau vertraglich zu binden. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich ab 2025 erfolgen.

Der zweite Projektantrag für die restlichen, südlichen Gemeinden des Landkreises Elbe-Elster wurde vom Projektträger des Bundes aufgrund der aktuellen Überzeichnung des Förderprogramms zunächst nicht bewilligt. Sollte der Bund einen neuen Förderaufruf noch bis Mitte des Jahres veröffentlichen, wird der Landkreis nach eigenen Angaben erneut einen Antrag stellen.

Im Süden des Landkreises ist das eigenwirtschaftliche Ausbauinteresse von Telekommunikationsunternehmen jedoch ohnehin größer als im Norden. So sind im Amt Schradenland sowie in der Gemeinde Röderland bereits Aktivitäten der Vorvermarktung zu verzeichnen.

Landrat Jaschinski begrüßt den Ausbau der gigabitfähigen Infrastruktur in seinem Landkreis: „Die Versorgung mit Internet hat entscheidenden Einfluss auf die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Elbe-Elster sowie für die Sicherung und Verbesserung der Daseinsfürsorge in unserer Region.“

Hannah Henrici